Rinder, ein Kolibri und jede Menge Herzblut - bienenelfe.org

Wie eine “Bienenelfe” mit einem in Nieder-Wiesen großgezogenen Rind Bedürftigen in Luxemburg hilft? Diese Geschichte kann die Spiesheimerin Denise Ulbrich erzählen. Los geht es mit dem Namensgeber. Die Bienenelfe, auch Hummelkolibri genannt, ist der kleinste Vogel der Welt. Das Vögelchen wiegt kaum zwei Gramm. Und wurde unter dem Motto, dass im Kleinen große Veränderungen bewirkt werden können, zum Namensgeber der Stiftung, die das Ehepaar Ulbrich ins Leben gerufen hatte.

Wir arbeiten beide gern, brauchen kein größeres Haus und wollten auch keine Weltreise machen.

Denise Ulbrich über die Motivation zur Gründung einer Stiftung

Während der Corona-Zeit stand die Familie vor einer Neuorientierung. Die Kinder aus dem Haus, er vor einer beruflichen Umstellung im Finanzwesen, sie als Vollzeit-Hausfrau nicht mehr ausgelastet. Da kam die Idee auf, sich für die gute Sache einzubringen, zumal Denise Ulbrich schon seit 20 Jahren ehrenamtlich in der Wildtier-Aufzuchttätig ist und sich beispielsweise um verletzte Füchse oder kranke Kaninchen kümmert. Und sie hatte mit einem Freund zusammen Rinder gezüchtet, im kleinen Maßstab, im Freien auf großen Weiden. “Da lag nahe, etwas zu machen, das mit Tieren zu tun hat”, erzählt sie.
Das sollte unter dem Dach einer gemeinnützigen Stiftung passieren. Diese, zu finden im Netz unter Bienenelfe.org, steht mit einem eigenen 1,3- Hektar-Areal sowie gepachteten Flächen in Nieder-Wiesen auf mehreren Standbeinen. Eine renaturierte Fläche und Streuobstwiese beherbergt zusätzlich 16 Schafe, “die wir aus schlechter Haltung herausgeholt haben”, wie Ulbrich erzählt. Hier können Zuwendungsgeber später auf Früchte, Saft oder Apfelmus hoffen.
Zudem leben rund 50 Rinder quasi unter dem Dach der Stif- tung und tatsächlich auf großen Weideflächen im Freien. Chianina- und Angusrinder wachsen hier heran, es gibt Patenschaften und hervorragende Fleisch-Quellen. Denn die Grundidee war einst eine möglichst hochwertige und verantwortungsvolle Ernährung daheim.

“Wir würden gern noch ein bisschen wachsen”, sagt Ulbrich. Ideal wäre, einen Bauernhof im Umkreis von rund 100 Kilometern zu finden.
Tiere, Flächen und Infrastruktur werden von einem kleinen, eigens geschulten Stiftungsteam betreut, bestehend aus einem früheren Pferdezüchter, einem Kfz-Meister sowie einem Helfer in Teilzeit. “Wenn wir mit einem Landwirt darüber reden, der schüttelt den Kopf”, lacht Ulbrich, natürlich geht man ein wenig blauäugig an die Sache heran. Wir sind definitiv keine Landwirte, haben aber tolle Landwirte an unserer Seite, die uns mit Rat und Tat unterstützen. Man lernt jeden Tag dazu – und wir haben den Vorteil, es aus der nicht-landwirtschaftlichen Perspektive zu sehen.”

Parallel zur Entwicklung der Stiftung hat Sven Ulbrich sich selbstständig gemacht. Fund2See nennt sich das Unternehmen, das auf nachhaltige Geldanlagen und die Unterstützung von Non-Profit Organisationen spezialisiert ist. Hauptsitz ist in Spiesheim, aber die GmbH erstreckt sich auch nach Luxemburg. Dort wiederum setzt sich die Hilfsorganisation Stemm vun der Strooss” für die soziale und berufliche Integration benachteiligter Menschen ein und kümmert sich um Obdachlose, unter anderem mit Essensausgaben. Rund 400 Essen gibt es täglich für Menschen, die auf der Straße leben. Der Bedarf an Lebensmitteln ist daher enorm. Hier kommt das Rind aus Nieder-Wiesen ins Spiel, genauer gesagt ein Jungbulle im Verkaufswert von gut 6000 Euro, der 300 Kilogramm reines Fleisch ergeben hat – geschlachtet, vakuumiert und im Kühltransporter nach Luxem- burg überführt. Die Idee hatte das Ehepaar Ulbrich, als es an Weihnachten vor Ort bei der Essensausgabe mithalf. Fund2See kaufte das Rind der Stiftung ab und spendete das Fleisch. “Viele der Bedürftigen sind auf das Angebot einer täglichen, warmen Mahlzeit angewiesen. Mit unserer Aktion wollen wir aber nicht nur den Bedarf decken, sondern auch einen Moment des Genusses in einem sonst eher rauen Alltag ermöglichen“, sagt Fund2See Geschäftsführerin Nadja Knoth.
„Wir arbeiten beide gern, brauchen kein größeres Haus und wollten auch keine Weltreise machen”, sagt Denise Ulbrich, und wir haben viele Ideen. Vieles hängt an einem Bauernhof und auch an der deutschen Bürokratie.” Eine ländliche Begegnungsstätte für Mensch und Tier, naturpädagogische Ansätze, vieles sei denkbar, auch in Kooperation mit anderen Stiftungen. Regional verwurzelt, ökologisch und ökonomisch nachhaltig aufgestellt, so möchte die Stiftung Bienenelfe ihre Wirkung entfalten. Und dabei beweisen, dass Tier- und Naturschutz fernab von radikalen Ideologien möglich ist”. Sondern: „Im Kleinen, durch Herz und Verstand.”

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