Einmaliges Erlebnis für Jugendliche und junge Erwachsene mit Beeinträchtigungen auf Flugplatz Mainz-Finthen.

Auch wenn sich viele von ihnen kaum artikulieren können. Die strahlenden Ge­sichter beim Aussteigen aus einem der fünf Hoch- oder Tief­decker auf dem Flugplatz in Mainz-Finthen sprachen Bän­de, sagten viel mehr, als Worte ausdrücken können. Sven Ul­brich und Andreas Steyer hat­ten am Montag zusammen mit dem Luftfahrtverein Mainz Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene des zur Caritas ge­hörenden Ingelheimer Hauses St. Martin und der Mainzer Le­benshilfe eingeladen, um ihnen unvergessliche Eindrücke zu bescheren.
„Wann stehen diese Men­schen schon einmal derart im Fokus?“ Wolfgang Siebner, Ge­schäftsführer der Lebenshilfe Mainz-Bingen, dankte den bei­den Organisatoren ganz beson­ders. „Menschen mit Behinde­rungen brauchen Leute, die sich mit Vehemenz für sie ein­setzen.“ Siebner war begeis­tert, schon lange vor seiner Gruppe mit Menschen aus dem familienunterstützenden Dienst und den Außenstütz­punkten vor Ort.
Herrlichster Sonnenschein, wunderbares Flugwetter, kein Wölkchen am Himmel. Ein per­fekter Tag. Daniel Krudewig, Einrichtungsleiter von St. Mar­tin, ging es genauso. Eine Aus­wahl seiner Schützlinge war bereits im vergangenen Jahr vom Flughafen in Langenlons­heim aus in den Genuss des ersten Flugtages dieser Art ge­kommen. „Die Kinder freuen sich, die Mitarbeiter mit ihren Familien waren damals wie heute von Beginn an Feuer und Flamme. Das ist ein gelungener Tag einfach für alle“, sagt Kru­dewig, der damit Ulbrich aus der Seele sprach. „Auch unse­re ehrenamtlichen Helfer neh­men unheimlich viel mit“, wusste der.
Die Resonanz des vergange­nen Jahres nahmen die beiden Organisatoren zum Anlass, Menschen, die sonst nie die Gelegenheit dazu haben wür­den, solche besonderen Ein­drücke zu vermitteln. Über­haupt. Wer hat schon einmal die Chance, in einem kurzen Rundflug von rund 20 Minuten das Niederwalddenkmal, Bin­gen und Bad Kreuznach von oben zu sehen? Sven Ulbrich, Andreas Steyer und ihre ge­meinnützige Gesellschaft „8viation“ hatten zusammen mit vielen Helfern und Unter­stützern mindestens genauso viel Spaß wie die Gäste. „Wir alle nehmen hier unheimlich viel mit“, betonte Ulbrich. Der Blick der Organisatoren und der Stiftung Bienenelfe geht weiter, richtet sich auch auf andere Randgruppen. Wie sieht es mit Obdachlosen und deren Rolle aus? Hier sind die Hürden hinsichtlich der Akzeptanz noch hoch, hier ist auch die Selbstbestimmung ein gro­ßes Thema. Dabei ist der Erfolg eines solchen Tages mit den grenzenlosen Erlebnissen am Himmel garantiert.
„Die Reso­nanz der Kinder ist super. Das ist tagelang Gesprächsthema“, erinnert sich Krudewig an das vergangene Jahr. „Es ist eben ein Ereignis, wo jeder gerne hinfährt und das für alle Betei­ligten einfach toll ist. Auch die Mitarbeiter und die Angehöri­gen wissen das wirklich zu schätzen.“ Das Erlebnis, die Heimat von oben zu sehen, konnten seine Schützlinge zum zweiten Mal genießen. Warum? „Natürlich ist uns das ein Anliegen“, er­klärte Ulbrich, der den eigenen, erst vor wenigen Jahren gefun­denen Spaß am Fliegen gerne weitergeben, Horizonte öffnen und Momente schaffen will. Er und Steyer hatten verschiedene Häuser angeschrieben, aller­dings unterschiedliche Reaktio­nen hervorgerufen. Für einige war der Aufwand an Wochen­enden oder eben am Brücken­tag einfach zu groß, die Perso­nallage habe bei vielen leider keine Teilnahme zugelassen. „Aber wir haben heute fast doppelt so viel Mitflieger und Passagiere wie letztes Jahr.“ Ul­brich und Steyer ging es wie den Gästen: Auch sie waren einfach nur glücklich darüber, dass ihr eigener Spaß an der Fliegerei für andere Menschen zum Erlebnis werden konnte. Emily war mit gerade sechs Jahren eine der jüngsten, die in die Luft ging. „Sie genießt alles, das Fliegen umso mehr“, wuss­te Krudewig und schwärmte vom „ideal ausgewählten Tag“. Emily selbst ist Autistin, in sich gekehrt, entdeckt ihre eigenen Welten und behält diese für sich, auch das erlebte.
Bei Jenny war das anders. Sie verließ vor dem Start in der en­gen Maschine der vorher ge­fasste Mut. Zweimal hin und her fahren auf der Landebahn durften aber sein. Ein solcher Tag bedeutet eben mehr, als ein Programm abzuspulen. Es ist das unvoreingenommene Ein­gehen auf die Mitmenschen und dabei gerade auf diesmal 72 „Engel“, die Hilfe benöti­gen, denen eine Freude berei­tet wurde, und die dieses Erleb­nis auf ihre individuelle Art zu schätzen wissen und davon für ihr Leben profitieren.

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